Deutschland kämpft mit einer schweren und kostspieligen Online-Betrugs-Epidemie, da neue Daten einen schwindelerregenden finanziellen Schaden und eine weit verbreitete Anfälligkeit unter den Verbrauchern aufzeigen. Laut der Umfrage “Der Stand der Betrügereien in Deutschland 2025” der Global Anti-Scam Alliance (GASA) haben die Deutschen im vergangenen Jahr insgesamt 10,6 Milliarden Euro durch Betrug verloren. Diese massive Zahl unterstreicht das Ausmaß eines Problems, das für Millionen zu einer konstanten digitalen Bedrohung geworden ist.
Die Umfrage, bei der 2.000 deutsche Erwachsene befragt wurden, ergab, dass 54 % in den letzten 12 Monaten mindestens einen Betrugsversuch erlebt hatten. Im Durchschnitt entspricht dies unglaublichen 163 Betrugsversuchen pro Person und Jahr, also etwa einem alle zwei Tage. Die überwiegende Mehrheit dieser Bedrohungen – 84 % – findet auf Plattformen mit Direktnachrichtenfunktion statt.
WhatsApp und Gmail sind die häufigsten Kontaktpunkte, gefolgt von Social-Media-Giganten wie Instagram, Facebook und TikTok. Die persönliche und unmittelbare Natur dieser Plattformen macht sie zu idealen Jagdrevieren für Betrüger, die Social Engineering nutzen, um ein falsches Vertrauensgefühl aufzubauen.
Während das schiere Ausmaß der Betrügereien alarmierend ist, beleuchtet der Bericht auch die am weitesten verbreiteten Betrugsarten. Einkaufsbetrug ist die häufigste Art und betrifft 55 % der Opfer. Hierbei handelt es sich oft um eine Online-Transaktion, bei der für ein Produkt bezahlt wird, das aber nie geliefert wird. Falsche Rechnungen liegen mit 45 % der Betroffenen dicht dahinter, wobei Betrüger hochentwickelte E-Mails und digitale Dokumente verwenden, die schwer von echten zu unterscheiden sind.
Andere weit verbreitete Betrügereien sind die Identitätsanmaßung, bei der sich Kriminelle als Bankangestellte oder Regierungsbeamte ausgeben, und der Identitätsdiebstahl, eine noch bösartigere Form des Betrugs, die zu unbefugten Finanztransaktionen und Krediten führen kann.
Die menschlichen Kosten sind vielleicht die erschütterndste Erkenntnis des Berichts. Von den Betroffenen wurden fast die Hälfte (46 %) Opfer, wobei 19 % Geld verloren. Der durchschnittliche Verlust pro Opfer betrug 820 €. Die finanzielle Belastung ist jedoch nicht gleichmäßig verteilt. Die Umfrage zeigt, dass ältere Generationen am anfälligsten sind und die höchsten durchschnittlichen Verluste erleiden. Die sogenannte „Stille Generation“ (geboren 1928-1945) verlor durchschnittlich 4.022 € pro Opfer, verglichen mit durchschnittlich 527 € bei den Baby-Boomern.
Betrüger nutzen oft eine Kombination aus geringerer digitaler Kompetenz und einem höheren Vertrauensgrad bei älteren Erwachsenen aus. Wie ein Cybersicherheitsexperte anmerkte: „Betrüger sind Meister darin, die menschliche Psychologie auszunutzen, indem sie Dringlichkeit und Angst erzeugen, um das rationale Denken außer Kraft zu setzen, insbesondere bei denen, die in einer Ära größeren Vertrauens aufgewachsen sind.“
Die psychologischen Auswirkungen gehen über den finanziellen Verlust hinaus, da viele Opfer unter starkem emotionalem Stress und psychischen Problemen leiden. Während deutsche Behörden und Organisationen wie das Bundeskriminalamt (BKA) und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) daran arbeiten, die Internetkriminalität zu bekämpfen, erfordert das Ausmaß des Problems eine umfassendere Reaktion.
Experten empfehlen einen mehrgleisigen Ansatz, der öffentliche Aufklärungskampagnen, strengere Rechenschaftspflicht der Plattformen und verbesserte digitale Sicherheitsmaßnahmen wie die Zwei-Faktor-Authentifizierung umfasst. Letztendlich wird der Schutz der Verbraucher eine gemeinsame Anstrengung von Einzelpersonen, Technologieunternehmen und Strafverfolgungsbehörden erfordern, um die digitale Landschaft zu einem sichereren Ort zu machen.